Wer kommt Ihrer Meinung nach besser aus der Krise, die Stadt- oder die Ferienhotellerie?

Auf den ersten Blick werden ganz klar die Hotels und Gastbetriebe in den Ferienregionen, also im ländlichen Raum, wesentlich schneller die Möglichkeit haben, ihre Betten und Tische wieder voll zu belegen. Der Inlandtourismus wird im Sommer 2021 wie bereits im Vorjahressommer boomen. Besonders Familien wollen ihren Urlaub in Deutschland buchen, weil hier die sichersten Schutz- und Hygienekonzepte angewendet werden. Aber auch das europäische Ausland wird von diesem Urlaubstrend profitieren. Dagegen wird die Stadthotellerie mit ihrem hohen Anteil an ausländischen Gästen und Geschäftsreisenden aus aller Welt sicherlich noch Monate brauchen, bis Messen und Großevents wieder zum Tagesgeschäft gehören.

3 Fragen an Susanne Droux

Susanne Droux ist Geschäftsführerin beim Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband (BHG) und verantwortlich für Berufsbildung und Branchenförderung. Zarges von Freyberg Hotel Consulting hat die Branchenexpertin zur aktuellen Lage der Hotellerie und Gastronomie befragt.

 

Haben wir es bald überstanden und dürfen wir in unserer Branche aufatmen?

Ein erstes Aufatmen ging durch Bayerns Tourismus. Ab Montag, den 10. Mai 2021 sind in Kreisen mit einer stabilen Inzidenz unter 100 Öffnungen der Außengastronomie mit „Tests und Termin“ möglich. Markus Söder stufte dabei die Lage erstmals als „stabil“ ein. Für die Pfingstferien ist die Öffnung von Hotels und Ferienwohnungen mit „Tests und Hygienekonzepten“ in Aussicht gestellt. Nach nicht enden wollenden sieben Monaten des zweiten Lockdowns war dieser Schritt überfällig. Denn schon viel zu lange mussten die 447.000 Erwerbstätigen in Bayerns Gastgewerbe auf ein Signal und eine Perspektive warten. Nun sind sie da, auch wenn es noch Monate dauern wird bis, wenn überhaupt, alte Normalität wieder zurückkommen wird.

 

Kann man der Krise auch irgendetwas Positives abgewinnen?

Corona hat dem weltweiten Tourismus die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg beschert. Das kann nicht klein geredet oder verharmlost werden. Doch jede Krise birgt trotz Allem auch Chancen. So haben viele Betriebe die gästefreie Zeit für eine betriebliche Umstrukturierung und Neukonzeption, aber auch für neue Geschäftsmodelle wie To Go, Food Delivery und im Logisbereich für Longstay-Konzepte genutzt. Auch die Digitalisierung hat in der Krise merklich an Fahrt aufgenommen. Videokonferenzen, moderne Kommunikation sowie Homeoffice verändern aktuell die Arbeitswelt merklich. Schnelle Dialoge und Abstimmungen sind heute optimal ohne lange Fahrtwege möglich, sparen Zeit und Ressourcen. Vor allem aber sind in dieser Krise vielfach Teams eng zusammengewachsen, insbesondere wenn die Solidarität zwischen Arbeitgebern und Mitarbeitern neues Vertrauen aufgebaut und vertieft hat.